
Ein Künstler mit Motorsäge: Pascal Sturm sägt einen gordischen Knoten aus einem Baumstamm -für Laien eine unmögliche Sache. Bild: Marcel Vollenweider
«Der Wald ist mein Atelier»
BÄRETSWIL. Pascal Sturm ist in seinem Element, wenn er
mit seiner Motorsäge Holz bearbeitet. Der Bäretswiler Förster
verwandelt Baum- stämme in Skulpturen.
Der Bäretswiler Wald ist der Arbeitsplatz des Försters Pascal Sturm. Der 33-jährige gebürtige Berner Oberländer ist aber nicht nur «Wald-Manager». Im Wald kann er auch seine kreative Ader ausleben. «Der Wald ist zugleich mein Atelier», sagt er. Der gelernte Forstwart und Förster ist seit zwei Jahren zuständig für den Bäretswiler Wald. Der Umgang mit der Motorsäge gehört zum täglichen Handwerk. «Eines Tages, bei Unterhaltsarbeiten für einen Waldweg, habe ich einen Baumstamm mit der Motorsäge bearbeitet. Einfach so, aus purer Lust.» Es habe ihm Spass bereitet, einem Stück Holz eine Form nach seinem Gutdünken zu geben. Aus einem Wurzelstock hat Sturm vor zehn Jahren seine erste Skulptur gefertigt- es entstand ein Adler. Sturm will sich nicht in die gleiche Reihe wie Holzbildhauer oder Künstler mit einer vertieften Ausbildung stellen. «Ich bin wohl eher ein Holzformer oder ein Motorsägekünstler.» Er arbeitet ausschliesslich mit der Säge - bis ins kleinste Detail. |
Erster Adler war ein Pinguin
An einem Weg im Wald hat er in den letzten Wochen zwei, drei Skulpturen gefertigt und stehen lassen. Der grosse Bär und der Adler haben auch auf Spaziergänger Eindruck gemacht. «Der erste Adler, den ich gefertigt habe, glich jedoch eher einem Pinguin», blickt Sturm auf die Anfänge seines künstlerischen Wirkens zurück. «Das zweite Objekt sollte ein Bär werden. Und die Endform sah dann auch so aus. Pascal Sturm arbeitet zu 60 Prozent als Förster. In sein «Atelier» in der freien Natur zieht es ihn vor allem bei schönem Wetter. Doch manchmal nimmt er seine Motorsäge auch bei schlechter Witterung in Betrieb. Dann nämlichJ wenn ein Auftrag termingerecht erledigt werden muss. Für ein grosses Objekt benötigt er rund zwanzig Stunden. Kleiner Objekte realisiert Sturm in fünf bis zehn Stunden: Hund als ständiger Begleiter Sturms Hund Okami, ein japanischer Spitz, findet am kreativen Schaffen seines Herrchens ebenfalls Gefallen. Er ist ständiger Begleiter, wenn der Förster einen Wurzelstock oder einen Stamm bearbeitet. Dann fliegen im Bäretswiler Wald die Späne. |
Naht das Objekt der Vollendung, wird mindestens die Hälfte des Ausgangsholzes zu Spänen geworden sein. Bei einem Adler fallen rund zwei Drittel Abfallholz an. Ein sitzender Adler kostet rund 500 bis 600 Franken, grössere Objekte entsprechend mehr. 35 verschiedene Tierarten hat der Bäretswiler Förster bis jetzt mit seiner Motorsäge gefertigt. Bären, Adler und Uhus gehören zu seinen Lieblingstieren. Die Herstellung eines gordischen Knotens aus einem Stück Holz scheint für den Laien eine unmögliche Sache. Doch Pascal Sturm schafft auch das. Er arbeitet nie nach einem Plan, sondern hat die Figuren in seinem Kopf. «Ich verfüge halt über ein gutes Vorstellungsvermögen», erzählt er. Zur Vorbereitung studiere er allenfalls Fotos, um die Anatomie in etwa im Griff, oder eben besser im Kopf, zu haben. Und notfalls, meint er, könne man am Objekt durchaus Korrekturen vornehmen. Er sägt dann einfach weiter. Im Grundsatz gelte, dass er das Stück Holz seinen Vorstellungen anpasse. Längst stellt Pascal Sturm seine kunstvoll gefertigten Objekte auch aus. Bis Ende September präsentiert er seine Werke im Gourmet-Restaurant Alpenblick in Wilderswil. |