Neuer Bär dank Armbruch

BÄRETSWIL. Seltene Freude für
die Gemeinde Bäretswil: Das
OK des «Bäri-Fäschts» schenkt
ihr die Holzskulptur eines
Bären. Der Schenkung ging
eine kuriose Geschichte
rund um ein Missgeschick
am «Bäri-Fäscht» voraus.
DAVID KILCHÖR Eigentlich ist die Sache äusserst dumm gelaufen. Das OK des «Bäri-Fäschts» wollte am Dorffest im vergangeneo Juni einen Holzbären vors Festzelt stellen. Der lokale Förster, Pascal Sturm, der solche Skulpturen mit der Motorsäge herstellt, hatte zufällig einen «an Lager», den er nach dem Fest für einen vierstelligen Betrag an einen Privaten verkaufen wollte. Er überliess den Bären als Leihgabe fürs Fest dem OK. Als dieses die Holzskulptur abholte, brach dem Tier beim Aufstellen ein Arm ab. Der Armbruch bedeutete ein abruptes Ende für die bereits angelaufenen Verkaufs- verhandlungen mit einem potenziellen Käufer. Zwar konnte der Arm mit einigen Schrauben wieder ordentlich fixiert werden. «Als Kunstwerk konnte Pascal Sturm die havarierte Kreation aber logischerweise nicht mehr verkaufen», sagt Andy Schnyder, OK-Präsident des «Bäri-Fäschts». Das OK wähnte sich daraufhin in der unglücklichen Situation, dass es einen entsprechenden Gewinn hätte erwirtschaften müssen, um den Bären selber zu kaufen. «Pascal Sturm sah unser Problem und wollte eigentlich kulant sein und uns den Bären schenken», erzählt Schnyder. Das OK hielt das für einen wenig fairen Deal aus Sicht des geprellten Försters. |
«Wir waren ja die Trottel, die es schafften,
die Skulptur zu ruinieren. Weshalb
hätte er dann für den Schaden aufkommen
müssen?»
Erfolgreiche SMS-Konferenz Von einer spontanen Idee gepackt, veranstaltete Schnyder eine SMS-Konferenz und fragte all seine Bäretswiler Kollegen, ob sie bereit wären, einen kleinen Betrag an den Bären zu bezahlen. «Viel Rücklauf erwartete ich nicht, aber einen Versuch wars wert», erzählt der OK-Präsident. Doch er täuschte sich. Praktisch sämtliche Freunde sagten ihm eine Spende zu. So kam im Nu ein Drittel des Gesamtpreises zusammen, den er dem Förster auszahlen konnte. Nun blieb das Problem, dass das OK auf der massiven Bärenskulptur sass und sie erst nächstes Jahr für gerade mal ein Wochenende hätte nutzen können. «Wir überlegten uns, was wir mit dem Bären machen sollten», sagt Schnyder. Die Lösung lag auf der Hand. Statt vor dem Festzelt sollte er künftig vor dem Gemeindehaus einen Platz finden. Dort stand aber bereits Konkurrenz. Schon seit über 20 Jahren übrigens. Die Geschichte des Gemeindehausbären begann Ende der 1980er Jahre. Damals fiel ein Baumpaar vor dem Gemeindehaus einem Sturm anheim. Als Andenken an die Bäume wurde ein Bärenpaar geschnitzt und vor dem Gemeindehaus aufgestellt - der Rest des Holzes diente übrigens 1995 der Herstellung der Sitzungstische beim Gemeindehausumbau. 1998 ersetzte der damalige Förster Ruedi Kunz das mittlerweile durch die Witterung angeschlagene Bärenpaar durch einen kleineren Bären, der bis |
gestern dort stand.
Der zweite Bär litt ebenfalls seit geraumer
Zeit unter den Zeichen der Verwitterung
und den Abgasen der nahen
Baumastrasse.
Putzlumpen nützte nichts Daran Konnten trotz beherztem Einsatz auch die jeweiligen Erstlehrjahrstifte auf der Gemeindeverwaltung nichts ändern. Dort hatte sich während einiger Jahre der «Running Gag» eingebürgert, dass der Oberstift den neuen Lehrling zum Bärenputz schickte. Gemeindeschreiber Felix Wanner: «Bei den Wartenden an der nahen Bushaltestelle kam die Aktion gut an. Sie fanden es beispielhaft, wie die Lehrlinge den Bären pflegten.» Dass man Verwitterungsspuren nicht mit einem Putzlumpen wegwischen kann, merkten sie dann aber bald. Der verwitterte Bär blieb verwittert. Zuletzt gabs keine solchen Lehrlingsstreiche mehr. Sie werden vorderhand aber auch nicht mehr nötig sein. Der neue Bär- der bislang grösste übrigens - mit dem angeschraubten Arm steht seit gestern Abend vor dem Gemeindehaus, ein Geschenk des OKs an die Gemeinde. Sein Holz ist noch frisch und unverschmutzt. Eingeweiht hat ihn die Gemeinde und das «BäriFäscht- »OK mit einem Apero für die Spender. Felix Wanner dazu: «Das ist ein sehr erfreuliches Ereignis. Wir sind dem OK dankbar. Es kommt nicht allzu oft vor, dass die Gemeinde Geschenke erhält.» |