Figuren verärgern Künstler
INTERLAKEN: SKULPTUREN AUS EICHE, EIN STEIN DES ANSTOSSES?
Die Holzskulpturen im Postkreisel verärgern offenbar einige Kulturschaffende. Die Figuren wurden kürzlich als Werbung für das Eidgenössische Jodlerfest 2011 in Interlaken aufgestellt.
Drei Holzfiguren im Postkreisel
bereichern seit einiger
Zeit das Strassenbild
von lnterlaken. Nun weht
ihnen ein kalter Wind entgegen:
Kunstschaffende
aus der Region sprechen
von einer «Schandtat»
und einer «Frechheit».
Heftige Kunstkritik an den Holzfiguren im Postkreisel: Künstler Paul Am Acher aus Ringgenberg verschickte gestern ein Schreiben mit dem Titel «Eidgenössischer Jodlerverband verärgert Kunstschaffende». Der Inhalt: Eine Abrechnung mit dem künstlerischen Stil vom Erschaffer der Figuren, dem Wilderswiler Förster Pascal Sturm. Die Figuren wurden am Mittwoch vor einer Woche feierlich eingeweiht. Sie sind hölzerne Vorboten des Jodlerfestes 2011. |
Am Acher schreibt zu den Figuren: «Sie stellen, in stilloser Manier ausgeführt, eine Jodlerin, ein Alphornbläser und ein Fahnen-schwinger dar.» Diese Figuren gäben Anlass zur Verärgerung. «Namhafte Holzbildhauer und deren Berufsvertreter empfinden diese Arbeit als Schandtat und eine Frechheit gegenüber dem Schnitzler- und Holzbildhauerberuf ... » Um seiner Kritik Nachdruck zu verleihen, hat Am Acher schweizweit Medien aufgerufen, am nächsten Dienstag einer Medienorientierung beizuwohnen. Denn: «Diese Geschmacklosigkeit lassen sich nicht alle Kulturschaffenden bieten.» Aufgeführt im Schreiben ohne Sperrfrist sind neben Paul Am Acher auch Theresia Utz, Fritz Fuchs, Hans Peter Stähli und Flavius Jobin. Das OK des Jodlerfestes nimmt zum «Figurenskandal» Stellung: |
«Wir werden die Orientierung
nicht besuchen, da an
diesem Tag eine Klausur des OK
stattfindet», sagt Herbert Seiler,
einer der drei OK-Präsidenten
des Jodlerfestes auf Anfrage.
Und: «Die Figuren sind richtig
und gut.» Gelassen sieht der vermeintliche
Kunst-skandal Thomas
Zemp vom Verband Brienzer
Holzbildhauer (VBH). Aus einer
schriftlichen Stellungnahme
geht unter anderem hervor: «Ich
finde es falsch und geradezu
überheblich, so intolerant zu
sein und die aufgestellten Figuren
als skandalös zu bezeichnen.»
Der VBH distanziere sich
in aller Form von der geplanten
Medienkonferenz. Er schreibt
weiter, dass er es von einem traditionellen,
eidgenössischen
Verband sogar mutig fände, einen
jungen Künstler mit Motorsäge
zu beauftragen, Objekte zu
erschaffen. FRITZ LEHMANN |